

Inspiration gefällig? Forschungsergebnisse zeigen, dass sie dir nicht zufliegen wird, wenn du eine leere Seite anstarrst. Aber vielleicht hilft Bewegung! Wir schauen uns einmal an, wie sportliche Betätigung und Kreativität miteinander in Verbindung stehen.
Friedrich Nietzsche sprach sich dafür aus. Steve Jobs war ein Fan. Arianna Huffington nimmt sich täglich Zeit dafür. Haruki Murakami hat sogar ein Buch darüber geschrieben. Im Laufe der Geschichte haben sich einige der bekanntesten Persönlichkeiten der Welt für Bewegung ausgesprochen und sie sich ganz bewusst zunutze gemacht, um ihre Kreativität zu fördern.
In seinem Buch „Wovon ich rede, wenn ich vom Laufen rede“ schreibt Murakami: „Körperliche Kraft ist genau so wichtig wie künstlerische Sensibilität.“ Trotzdem ist die Arbeit für viele Kreative der Grund, keinen Sport zu treiben. Da stellt sich die Frage: Würde es sich nicht lohnen ein wenig der wertvollen Zeit, die wir am Schreibtisch verbringen, zu opfern und sie für mehr Kreativität in Bewegung zu investieren?
Dass man sich dank Sport besser fühlt und beispielsweise Stress abbauen kann, ist wissenschaftlich eine weitestgehend anerkannte Tatsache. In seinem Buch „Spark!: The Revolutionary New Science of Exercise and the Brain“ beleuchtet Dr. John Ratey die Vorteile sportlicher Betätigung weit jenseits der körperlichen Leistungsfähigkeit. Er diskutiert die Auswirkungen von Bewegung auf die Chemie und Physiologie des Gehirns und betont, dass Sport die Neuroplastizität erhöhen kann. Damit ist die Fähigkeit, neue neurale Verbindungen zu erschaffen, gemeint. Dadurch kann man offenbar die stimmungs- und entscheidungsfördernde Wirkung von Bewegung erklären. Aber wie sieht es mit der Kreativität aus?
Forschungen zum Zusammenhang zwischen Bewegung und Kreativität konzentrieren sich vor allem auf aerobe Aktivitäten (wie Laufen) oder anaerobe Aktivitäten (wie Sprinten). Studien zeigen, dass aerober Sport die Geschwindigkeit gleichzeitiger Denkprozesse (Multitasking) erhöhen und ein intensives Workout für eine begrenzte Zeit die Gedächtnisleistung und möglicherweise auch die Kreativität verbessern kann. Gute Nachrichten für alle, die gern einen schnellen Lauf in der Mittagspause einlegen!
Die vielleicht noch bessere Nachricht ist, dass es nicht einmal ein „richtiger“ Lauf braucht, um die Kreativität zu entfalten. Nietzsche hat einmal gesagt: „Alle wahrhaft grossen Gedanken kommen einem beim Gehen.“ Diese Behauptung lässt sich inzwischen wissenschaftlich untermauern.
Für den Artikel mit dem brillanten Titel „Give Your Ideas Some Legs: The Positive Effect of Walking on Creative Thinking“ haben Marily Oppezzo und Daniel Schwartz von der Stanford University mit vier verschiedenen Methoden den Einfluss des Gehens auf die Kreativität untersucht. Sie konnten in allen Fällen einen Zusammenhang zwischen Bewegung und erhöhter Kreativität feststellen – sowohl direkt beim Sport als auch danach und unabhängig davon, ob drinnen oder draussen. Daraus schliessen die beiden, dass "Gehen den freien Fluss von Ideen fördert und eine einfache und zuverlässige Lösung ist, um die Kreativität und die körperliche Aktivität zu steigern."
Die Wissenschaft hat also bewiesen, was einige der hellsten Köpfe der Welt bereits vermutet haben: Bewegung macht neuen Ideen Beine – ob man nun spaziert oder läuft.
Auch wenn es durchaus seinen Reiz hat, sich drinnen aufzuhalten – gerade, wenn die Temperaturen nicht gerade angenehme sind – plädieren wir dafür, nach draussen zu gehen. Weg vom Screen, hinaus in die Natur! Kombiniert man nämlich Bewegung und die Vorteile des Draussenseins, ist das doppelt gut.
Eine weitere Studie zeigt, dass es äusserst lohnenswert sein kann, sich eine Auszeit in der Natur zu gönnen: Vier Tage draussen in der Wildnis, ohne Unterbrechungen technologischer Art. steigerten die Problemlösungskompetenzen um ganze 50 %.
Das müssten genügend überzeugende Faktoren sein. Jetzt geht’s an die Umsetzung:
Wie erweitert man am einfachsten den Horizonte? Indem man das beengende Büro oder die eigene Wohnung verlässt und nach draussen geht. Wer sich an der frischen Luft bewegt, verändert seine Perspektive und macht sein Gehirn empfänglicher für neue Stimuli. Wenn wir für einen Spaziergang oder einen Lauf nach draussen gehen, sorgen wir durch die Bewegung nicht nur für den schon erwähnten Kreativitätsschub, sondern sehen und hören auch neue Dinge, lernen neue Leute kennen und beobachten, wie andere interagieren. Schon Steve Jobs sagte: „Je umfassender unser Verständnis der menschlichen Erfahrung ist, desto mehr Punkte müssen wir verbinden. Also werden unsere Ideen kreativer.“
Das Haus zu verlassen ist grossartig. Das Haus zu verlassen, um Zeit in der Natur zu verbringen, ist noch grossartiger. Dort wo der Mobilfunkempfang endet, wartet die wahre Erholung.
Unsere Handys und mobilen Geräte machen uns zwar in vielerlei Hinsicht effizienter, aber sie können unsere kreativen Fähigkeiten auch einschränken. Ihretwegen werden wir ständig unterbrochen und switchen häufig von einer Tätigkeit zur anderen. Das kann unsere Aufmerksamkeitsspanne verkürzen und sich nachteilig auf einen fokussierten, produktiven Flow-Zustand auswirken.
Erinnerst du dich an die oben erwähnte Studie, welche die Vorteile einer Auszeit in der Natur dargelegt hat? Das gleiche Dokument legt nahe, dass die Abkehr vom ständigen Pingen des Handys eine Schlüsselkomponente der „Attention Restoration Theory (ART)“ ist. Die Theorie geht davon aus, dass der Aufenthalt in der Natur die vom präfrontalen Cortex gesteuerte Prozesse wiederherstellen können. Mit anderen Worten: Draussen in der Natur zu sein, bringt dem Gehirn seine Leistungsfähigkeit zurück.
Nicht umsonst nimmt sich Bill Gates hin und wieder eine Auszeit vom Büroalltag und nimmt sich während seiner „think weekes“ Zeit, um zu lesen und reflektieren. Er ist auch bekannt dafür, die Abgeschiedenheit der Wildnis explizit zu suchen und sich in einsame Hütten an Orten wie Storfjord in Norwegen zurückzuziehen. So werden schlaue Köpfe offenbar noch schlauer.
Im Durchschnitt sitzen Amerikaner 10 Stunden am Tag. Ein Grossteil davon ist für viele Arbeitszeit. Klar, einige Dinge müssen am Schreibtisch erledigt werden, aber warum nicht einmal ein Meeting nach draussen verlegen? Das ist eine gute Möglichkeit, die gesundheits- und kreativitätsfördernde Wirkung von Bewegung auszunutzen.
Auch Steve Jobs hat diesen Kreativitätsjoker immer wieder ausgespielt. Die obengenannte Stanford-Studie untermauert dies, indem sie gezeigt hat, dass Meeting-Teilnehmende, die sich bewegten mit doppelt so hoher Wahrscheinlichkeit eine kreative Lösung fanden als sitzende Meeting-Teilnehmende.
Jeff Weiner, CEO von LinkedIn, glaubt ebenfalls an das Prinzip: In einem Post schreibt er, dass solche Meetings nicht nur gut für die Fitness sind, sondern auch Ablenkungen praktisch völlig eruieren. Somit bleibt deutlich mehr Zeit, um produktiv zu sein. Auch Unternehmer Richard Branson verfasste einen Blog-Post, in dem er die Vorzüge von Meetings im Gehen heraushebt. Und wusstest du, dass vermutet wird, dass die 19 Milliarden Dollar schwere Übernahme von WhatsApp durch Facebook bei mehreren Besprechungen im Gehen zwischen Facebook-Chef Mark Zuckerberg und WhatsApp-Mitgründer Jan Koum ausgehandelt wurde? Die Sache mit dem Gehen, scheint eine wirklich grosse Sache zu sein.
Was du trägst, beeinflusst dein Denken: Das Tragen eines Arztkittels erhöht beispielsweise die Aufmerksamkeitsspanne. Wenn du also Schuhe und Kleidung trägst, mit welcher du jederzeit aktiv werden kannst, steigert das deinen Drang, nach draussen zu gehen und dich zu bewegen – und das ist gut für dich. Leichte und bequeme Schuhe oder ein atmungsaktives, feuchtigkeitsableitendes Shirt sind ideal – auch wenn es für ein Meeting im Gehen an die frische Luft geht. Eine wetterfeste und wasserdichte Ausrüstung brauchst du hingegen, wenn du dich für einige Stunden in der Wildnis von der Aussenwelt zurückziehen möchtest. Es ist also nicht übertrieben zu sagen, dass die richtige Garderobe durchaus auch deiner Kreativität Beine machen kann.