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Auf dem trail in Japan: Die Nakahechi-route des Kumano Kodō (Teil 1)
The Nakahechi imperial route of the Kumano Kodō (Part 1)

Japan zählt über 25 UNESCO-Weltkulturerbestätten – darunter auch der Kumano Kodō (熊野古道).

Japanese trail. CoverImage
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Kumano Kodō: Ein Symbol des Friedens

Der Kumano Kodō umfasst ein Netz uralter Pilgerwege, die sich durch die Berge der Halbinsel Kii in Honshu schlängeln. Seit Jahrhunderten ist dieser Ort ein Magnet für Wanderer und Spirituelle und lockt trotz seiner Abgeschiedenheit – 600 km von Tokio und 200 km von Kyoto und Osaka entfernt – Menschen aus aller Welt an, die auf der Suche nach einem einmaligen Erlebnis und atemberaubender Natur sind.

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Japanese Trail. PostJapanese Trail. Post
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Japanese Trail. VentureJapanese Trail. Venture

Die Pilgerrouten erstrecken sich insgesamt über 300 km und verbinden drei heilige Stätten: Kumano Sanzan (mit seinen drei Shinto-Schreinen), Mount Koya (ein wichtiger buddhistischer Tempel) und Yoshino Omine (ein alter Übungsort für Shingon-Shu-Praktizierende).

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Neben dem Jakobsweg ist der Kumano Kodō der einzige Pilgerweg, der zum UNESCO Weltkulturerbe gehört. Dabei zeichnet er sich nicht nur durch spektakuläre Landschaften aus, sondern vor allem durch seine uralte Tradition und Spiritualität. Seit mehr als 1000 Jahren existieren hier Shinto, Buddhismus und Shugendo friedlich nebeneinander, was die einzigartige synkretistische Einstellung des japanischen Volkes in Bezug auf Religion unterstreicht. 

Ein Pilgerweg ohne Pilger? 

Als der Kumano Kodō 2004 in die Liste des Weltkulturerbes aufgenommen wurde, nutzte das örtliche Tourismusbüro der Stadt Tanabe die Auszeichnung, um das mystische Wegnetz auf der ganzen Welt bekannt zu machen. Tatsächlich erlebte die Region einen Touristenansturm, der mit Eintritt der Corona-Pandemie im Jahr 2020 allerdings versiegte. Allmählich kehren nun die einheimischen Touristen zurück, wobei es die meisten vorziehen, die heiligen Stätten nicht zu Fuss, sondern mit dem Auto oder den öffentlichen Verkehrsmitteln zu besuchen. Das mag daran liegen, dass unter ihnen viele Seniorinnen und Senioren sind und viele Japanerinnen und Japaner nicht die nötige Zeit mitbringen, um die Pfade zu Fuss zu begehen.

Japanese trail. Trees
Japanese trail. Trees

Allmählich kehren nun die einheimischen Touristen zurück, wobei es die meisten vorziehen, die heiligen Stätten nicht zu Fuss, sondern mit dem Auto oder den öffentlichen Verkehrsmitteln zu besuchen. Das mag daran liegen, dass unter ihnen viele Seniorinnen und Senioren sind und viele Japanerinnen und Japaner nicht die nötige Zeit mitbringen, um die Pfade zu Fuss zu begehen.

Japanese trail. Kumano01TakaharaOji
Japanese trail. Kumano01TakaharaOji

Noriko Tada, Vorsitzende des Kumano-Tourismusbüros in der Stadt Tanabe, sagt: „Was Pilgerwege wie Kumano Kodō ausmacht, sind die Pilger. Es braucht Leute, welche die Routen zu Fuss zurücklegen. Sonst verlieren sie ihren Wert und verschwinden.“ Deshalb ist es wichtig, dass die Wanderer zurückkehren und die Schönheit der Wege erleben.

Kumano Reborn

Tanabe City liegt an der Westküste der Kii-Halbinsel und ist der Ausgangspunkt für die Nakahechi-Route (中辺路). Dieser Abschnitt des Kumano Kodō ist besonders beliebt und einfach zugänglich. Tanabe ist von Besucherinnen und Besuchern abhängig, weshalb die Corona-Pandemie die Stadt besonders hart traf. Deshalb wurde in Zusammenarbeit mit YAMAP, einem grossen App-Entwickler, der Dienstleistungen für Bergsteiger anbietet, die Initiative „Kumano Reborn“ ins Leben gerufen. Sie soll helfen, den Tourismus zu revitalisieren.  

Japanese trail. Raven
Japanese trail. Raven

Im August 2021 schloss sich Mizuho Sugawara, einer unserer On-Mitarbeitenden in Japan, der Initiative „Kumano Reborn“ an. So kam es dazu, dass wir gemeinsam mit dem Guide Sei Ouchi den Abschnitt der Nakahechi-Route zwischen Takishiri Oji (滝尻王子) und Kumano Hongu Taisha (熊野本宮大社) wanderten.

Sei Ouchi ist Reiseschriftsteller und arbeitet als Mentor für „Kumano Reborn“. Als solcher ist er leidenschaftlich bemüht, all sein Wissen und die fast vergessenen Mythen rund um die Wanderwege weiterzugeben.

Nakahechi: Eine anfängerfreundliche Route 

Einst nur Kaisern, Adeligen und Samurais vorbehalten, steht die Nakahechi-Route heute allen offen. Auf Seis Empfehlung wanderten wir die 40 km lange Strecke zwischen Takishiri Oji und Kumano Hongu Taisha in zwei Tagesetappen. 

Japanese Trail. Post
Japanese Trail. Post

Die anfängerfreundliche Route ist geprägt durch kurze Auf- und Abstiege und führt vorbei an riesigen Bäumen und tosenden Wasserfällen. Und praktischerweise ist der Weg durch nummerierte Wegweiser gekennzeichnet.

Alle paar Kilometer erinnern Oji (王子), kleine Schreine, die Pilger daran, sich eine Pause zu gönnen und etwas Wasser zu trinken. Sie wurden ursprünglich von Einheimischen aufgestellt, damit Pilger für eine sichere Reise beten können.

Japanese trail. Oji
Japanese trail. Oji

Im modernen Japanisch bedeutet „Oji“ wörtlich „Prinz“. In diesem Kontext bezieht sich das Wort jedoch auf „männliche und weibliche Kindergottheiten“. An gewissen Orten findet man in unmittelbarer Nähe ein überdachtes Häuschen oder gleich eine Bushaltestelle – das macht sie zum perfekten Ausgangs- oder Endpunkt für eine Wanderung. 

Die inklusiven Gottheiten von Kumano 

Kumano Kodō wurde nicht zuletzt wegen den hier friedlich koexistierenden Religionen zum Weltkulturerbe ernannt. Doch hier geht die Inklusion noch einen Schritt weiter: Anders als andernorts, wo Besucherinnen und Besucher bis vor Kurzem vor dem Besuch eines heiligen Orts ihre „Reinheit“ beweisen mussten, stand Kumano immer allen offen. Darüber gibt es sogar ein Volksmärchen aus dem 10. Jahrhundert und daran hat sich nichts geändert.

Japanese Trail. Prayer
Japanese Trail. Prayer

Izumi Shikibu war eine grosse Dichterin der mittleren Heian-Ära. Einst unternahm sie eine Pilgerreise von Kyoto nach Kumano Hongu Taisha. Weniger als 3 km vom Ziel entfernt, bekam sie ihre Periode. Da menstruierende Frauen als nicht rein angesehen wurden, sah sie ihre Chance, die Kumano-Götter anzubeten schon für immer verloren. Sie liess sich zu Boden fallen und rezitierte das folgende Waka-Gedicht.

    晴れやらぬ身のうき雲のたなびきて

月のさわりとなるぞ哀しき 

Hare yaranu mino ukikumono tanabikite,

tsukino sawarito naruzo kanashiki 

Das bedeutet übersetzt in etwa: Wenn ich mich inmitten der mich umgebenden Wolken ein wenig benommen fühle, kommt das monatliche Ärgernis und macht mich sehr traurig.   

In dieser Nacht erschien Izumi im Traum einer der Kumano-Götter als Buddha Amida und antwortete ihr:

   もろともに塵にまじはる神なれば

月の障りもなにか苦しき 

Morotomoni chirini majiwaru kami naraba,

tsukino sawarimo nanika kurushiki 

Das bedeutet: Auch Götter müssen wie die Menschen mit Unreinheit leben – das monatliche Ärgernis stört uns also keineswegs. 

Einfach ausgedrückt teilte er Izumi damit mit, dass die Gottheiten ebenso unrein seien wie sie und ihr der Schrein fürs Gebet offensteht. Man sagt, dass diese Geschichte von den Schülern des Wanderpilgers Ippen Shōnin erfunden wurde. Auch wenn sie fiktiv sein sollte, lieben sie die Einheimischen und erzählen sie gerne weiter.   

Als nächstes: Teil 1 der Nakahechi-Route

Im nächsten Teil dieser Serie widmen wir uns dem ersten Teilabschnitt der Nakahechi-Route; den 16 km zwischen den malerischen Schreinen Takishiri-Oji und Chikatsuyu-Oji. 

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