

Wie die meisten jungen Mädchen wollte Sofia Gonzalez skifahren, klettern, reiten, schwimmen und laufen. Allerdings hatte sie spezielle Voraussetzungen: Im Alter von drei Jahren musste man ihr das rechte Bein amputieren. Glücklicherweise gaben ihr ihre Eltern die bestmögliche Unterstützung und liessen sie alles machen. Jetzt, wo sie sich für die Paralympischen Spiele 2021 in Tokio vorbereitet, kann sie wieder auf sie zählen.
Im Juni 2017 nahm Sofia Gonzalez an ihrem ersten offiziellen Wettkampf teil – dem World Para Athletics Grand Prix im Schweizerischen Nottwil. Nur vier Jahre später wird sie nun an den Paralympischen Spielen 2021 in Tokio teilnehmen. Das zumindest hat sie sich zum Ziel gesetzt. Und wenn sie sich etwas vornimmt, lässt sie sich von nichts davon abbringen.
Obwohl ihr das Bein mit drei Jahren amputiert wurde, war es Sofia immer wichtig, ihre eigenen Grenzen auszuloten. Im Jahr 2016 entdeckte sie schliesslich die allgemein als „Bladerunners“ bekannten Laufprothesen von Ottobock und begann in einem Leichtathletikclub zu trainieren. Sie war sofort hellauf begeistert. Von da an, gab es keinen Blick mehr zurück.
Bei den Weltmeisterschaften 2019 in Dubai stellte sie über 100 m eine neue persönliche Bestzeit auf und belegte einen starken fünften Platz (nur sechs Hundertstelsekunden hinter der Viertplatzierten). In ihrer zweiten Disziplin, dem Weitsprung, verbesserte sie ebenso ihre persönliche Bestleistung. Dank dieser grossartigen Ergebnissen wurde sie bei der Swiss Paralympic Night 2019 mit dem Allianz Newcomer of the Year Award ausgezeichnet.
Die jüngsten Ergebnisse haben ihren olympischen Ambitionen zusätzlich Aufwind verliehen. Erfahre hier mehr über Sofia und die Unterstützung und Inspiration, welche sie immer wieder motivieren und wie sie ihren Traum von den Paralympischen Spielen verwirklichen will.
Meine Eltern nahmen mich mit zu den Paralympics 2012 in London. Damals war ich 12 Jahre alt. Zu sehen, ich bin nicht allein, war für mich eine unglaubliche, lebensverändernde Erfahrung. Erleben zu dürfen, dass es auf der ganzen Welt behinderte Sportler gibt, die alles erreichen können. Wirklich einfach alles. Sie waren alle so gut und hatten so viel Feuer für ihre Sache. Man konnte ihnen regelrecht ansehen, was es jedem einzelnen bedeutete, dort dabei zu sein. Und das wollte ich für mich selbst auch. Dieser Antrieb. Diese Fähigkeiten. Dieser Hunger, seine Ziele zu erreichen.
Ja, gelegentlich kann es dich schon überwältigen. Aber ich habe gelernt, mir kleinere Etappenziele zu setzen. Jeden Tag, jede Trainingseinheit, jedes Rennen, denke ich: Sei einfach schneller, werde einfach besser – wenn auch nur ein kleines bisschen. Eine Sekunde hier und da. Am Ende summiert es sich. Und mithilfe dieser kleineren Etappenziele erreiche ich das grössere Ziel. Es ist wohl das bisher grösste Ziel meines Lebens.
Meine Disziplinen sind Sprint, Langstrecke und Weitsprung. Rechts habe ich meine Beinprothese, deshalb ist es essenziell, dass mein linker Fuss die bestmögliche Unterstützung bekommt, damit ich weiter und schneller laufen kann. Deshalb trage ich den Cloudflyer. Ich hatte noch nie einen Schuh, der vergleichbaren Support bietet. Ob ich sprinte, längere Strecken laufe oder in den Sand springe, ich muss meinem linken Fuss voll und ganz vertrauen können.
Obwohl Leichtathletik eine Individualsportart ist, sind die Sportler der paralympischen Bewegung stark miteinander verbunden. Wir wissen, dass wir in unserem Leben alle mit Hindernissen, Herausforderungen und Leuten, die an uns zweifeln, konfrontiert waren. Untereinander gibt ein gemeinsames Verständnis dafür und eine Solidarität untereinander. Zu Beginn eines Rennens sind wir natürlich Konkurrenten. Aber darüber hinaus halten wir zusammen und unterstützen uns gegenseitig.
Ich glaube, das waren die 10 km in Lausanne, die ich gemeinsam mit meinem Vater gelaufen bin. Die Stadt veranstaltet den berühmten Lausanne Marathon. Man spürt das olympische Flair der Stadt. Abschnittsweise war es hart und trotzdem hat es unglaublich viel Spass gemacht. Ich hab´s genossen. Ich glaube es ist wichtig, sich immer zu bemühen, das, was man tut, zu geniessen.
Sie ist mein wichtigstes Supportsystem. Sie ist immer die erste Adresse, wenn ich Fragen oder Probleme habe. Meine Familie ist immer für mich da. Ohne sie wäre ich nicht in der Lage zu tun, was ich tue. Sie haben mir gesagt, dass ich nicht denke solle, ich sei anders. Sie haben mir nie Grenzen gesetzt oder auch nur für eine Sekunde an mir gezweifelt. So habe ich gelernt, meine eigenen Grenzen auszuloten.
Und dann sind da noch meine Trainer im Leichtathletikclub CA Riviera. Ich trainiere sechsmal wöchentlich mit nichtbehinderten Sportlern und wir alle unterstützen uns gegenseitig. Ausserdem nehme ich an monatlichen Trainingseinheiten mit der Schweizer Nationalmannschaft teil. Ich bin so glücklich, aus so vielen Richtungen Unterstützung zu bekommen.
Geh einfach raus und probier´s. Wenn du das Laufen ausprobierst, wirst du es lieben. Vielleicht nicht sofort, aber sicherlich sehr bald. Auch wenn es anfangs schwierig ist, kannst du das schaffen.
Und wenn du Hilfe brauchst, kannst du andere Läufer fragen. Es gibt wirklich für jeden eine Laufgemeinschaft. Du findest Leute online oder auf persönlichem Weg. Sie sind in deiner Nähe oder auf der ganzen Welt verteilt. Das liebe ich am Laufen.