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Trail Blader: Zachary Friedley ebnet neue Wege

Athletinnen und Athleten mit Behinderung fehlt es im Trailrunning nicht nur an Vorbildern. Es gibt kaum Rennen, zu denen sie Zugang haben und eine entsprechende Ausrüstung ist ebenfalls nur schwer zu finden. Deshalb ist nur schon der Weg an die Startlinie fast unüberwindbar. Behindertensportler Zachary Friedley jedoch hat es sich zum Ziel gesetzt, genau das zu ändern.

Gekommen, um die Alpen zu erobern

An einem sonnigen, aber kühlen Augustmorgen lässt Zachary Friedley die Atmosphäre in Chamonix auf sich wirken. In wenigen Stunden wird der Startschuss zum legendären UTMB® (Ultra-Trail du Mont-Blanc) ertönen. Er ist sich der bevorstehenden Herausforderung bewusst.

Das Rennen über 40 km und 2300 Höhenmetern ist an und für sich schon eine unglaubliche Challenge. Aber Zach wird mit einer Blade-Beinprothese an den Start gehen – zum ersten Mal überhaupt ausserhalb der USA und als On-Athlet. Zumindest äusserlich sieht man ihm die Anspannung nicht an.

Zach kam ohne rechtes Bein zur Welt. Als Kind war Sport für ihn deshalb nicht im Fokus. Bis er das Wrestling für sich entdeckte. Eine Sportart, die er auch ohne Beinprothese ausüben konnte. Der Erfolg auf der Matte liess auf sich warten. Doch Zach blieb dran. Nachdem er Trailrunner mit Blades gesehen hatte, wollte auch er dies ausprobieren. Und entwickelte nach bis nach eine immer grösser werdende Leidenschaft dafür.

Das Streben nach Veränderung

Jahrelang hat er trainiert, bis er die grösste Hürde für Trail-Athleten mit Behinderung überwinden konnte: Er fand passende Wettkämpfe und eine auf ihn zugeschnittene Ausrüstung.

Dass er es bei seinem ersten Trail-Wettkampf über 10 Meilen ins Ziel schaffte, gab ihm das Vertrauen, dass es auch für Behindertensportler wie ihn möglich ist, die Ziellinie zu überqueren. Doch aufgrund strenger Zeitlimits, unwegsamem Gelände und fehlenden Rennkategorien für Athlet:innen mit Behinderungen blieb ihm auch bewusst, wie schwer es ist, überhaupt geeignete Rennen zu finden.

Ein zentraler Punkt ist auch die Ausrüstung: Zachs Blade ist ein Wunder der modernen Technik. Die Prothese erlaubt es ihm, sich mit der nötigen Kraft vom Boden abzustossen und so bergauf und bergab zu kommen. Aber eine solche Prothese kostet viel Geld. Sehr viel Geld sogar. Und sie will gewartet und immerzu auf dem neusten Stand gehalten werden.

«Ohne meine Beinprothese könnte ich nicht erfolgreich sein. Sie ist absolut kritisch, damit ich das tun kann, was ich tue. Aber viele Leute haben keinen Zugang zu solchem Material.»


Da Trailrunning auf natürlichen Untergründen wie Schotter, Matsch, Fels oder Gras stattfindet, braucht auch die Prothese ein spezielles Profil, quasi eine Laufsohle, um Traktion zu gewährleisten. Prothesen sind jedoch gewöhnlich auf Strassenoberflächen wie Asphalt ausgerichtet und ebenfalls sehr kostspielig. Will man sie fürs Trailrunning adaptieren, wird es noch komplexer, denn der Verschleiss ist hier besonders hoch. Wer also mit einer Prothese am Berg an den Start gehen kann, hat bereits einen extrem steilen Weg zurückgelegt.

Zach versucht aktiv, Behindertensportler:innen den Zugang zum Trailrunning zu erleichtern. Wie er das tut? Er hat zum Beispiel eine eigene Rennserie «Born to Adapt» ins Leben gerufen.

Mann mit Beinprothese schaut in eine Bergschlucht
Mann mit Beinprothese schaut in eine Bergschlucht

Darüber hinaus arbeitet er mit On daran, eine trailtaugliche Lauffläche für Prothesen zu entwickeln. Vor seiner Reise nach Chamonix in den französischen Alpen besuchte Zach unsere Ingenieure im On Lab – dort, wo die innovative Technologie all unserer Laufschuhe ihren Ursprung hat. Gemeinsam wurden erste Prototypen besprochen und getestet, die auf dieser Grundlage nun weiterentwickelt werden können. 

«Ich will innovativ sein und das sind wir auch. Aber einer meiner grossen Träume ist es, Menschen mit begrenzten finanziellen Mitteln zu unterstützen, dass auch sie die Prothesen bekommen, die sie brauchen, um erfolgreich zu sein», fügt er an. Seine gemeinnützige Organisation Mendocino Movement hat sich genau das zum Ziel gesetzt.

Ein Ausblick in die Zukunft

Dieses Jahr mag Zachs Traum vom UTMB® geplatzt sein. Aber er ist fest entschlossen, nächstes Jahr einen neuen Versuch zu starten. Und er will weiter für Fortschritt kämpfen.

«Mit meiner Geschichte möchte ich die Erfahrung anderer ein bisschen besser machen. Eines Tages, so hoffe ich, gibt es beim UTMB® eine Kategorie für Athlet:innen mit Behinderung und eine umfassende Aufklärung zum Thema», sagt er.

«Vor 50 Jahren konnten Frauen nicht an einem Marathon teilnehmen, da man der Meinung war, dass Laufen nichts für Frauen sei. Aber hat man ihnen denn die Gelegenheit dazu gegeben? Nein.

«Ich glaube, wir sind auf einem guten Weg, den Menschen, die sich nie vorstellen konnten, auf einem Berg zu stehen, eben diese Chance zu geben. Das ist ein guter Start.»