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Swiss Performance Running Shoes & Clothing

Sportswear auf dem Laufsteg: Ein Interview mit Fashion-Redakteur Dan Thawley.

«Was wir im Moment auf dem Laufsteg sehen, ist ein extremer Zusammenprall und eine Vermischung von Sportswear und High Fashion \[…].» Wir haben uns mit dem Autor, Magazinredakteur und Kurator redaktioneller Mode- und Kulturprojekte getroffen.

Maison Margiela, LOEWE, Chanel, Vogue, Architectural Digest – das ist nur eine Auswahl der Designer und Publikationen, mit denen Dan Thawley bereits kooperiert hat. 

Der in Australien geborene Journalist und Creative Director wurde 2010 Chefredakteur des Modemagazins A Magazine Curated By und hat seitdem mit einigen der renommiertesten Designern und Häusern zusammengearbeitet. Dabei hat er deren Welt beleuchtet und ihre Historie, Geschichten, Werte und Inspirationsquellen nachgezeichnet.

Vor dem Launch der Herbstkollektionen und zwischen Shows und Designprojekten in Tokio und New York fand Thawley einen Nachmittag lang Zeit für uns. Wir trafen ihn in seiner Wahlheimat Paris, um über Styling, Sportswear, Trends und seine Rückkehr zum Laufsport zu sprechen.

Dan ThawleyDan Thawley
Dan ThawleyDan Thawley
Dan ThawleyDan Thawley

Lass uns über Sportswear reden! Wie sieht es diesbezüglich in deinem Kleiderschrank aus?

Sportswear ist für mich ein ziemlich aufgeladener Begriff, weil er verschiedene Bedeutungen haben kann. Ich kleide mich immer irgendwie leger-formell. Ich trage immer T-Shirt. Sowohl unter einem Anzug als auch unter einem Pullover oder einem Mantel. Sportswear kann bedeuten, dass man zum Beispiel eine elegante Hose mit einem Sneaker kombiniert oder umgekehrt. 

Ich glaube, Layering ist wirklich wichtig im Alltag. Ob man nun einen Anorak überwirft oder einen Hoodie unter einen schönen Doubleface-Wollmantel anzieht – das gehört zum Styling in der Stadt einfach dazu. Ich reise oft und bevorzuge Dinge, die ich leicht in meinen Koffer packen kann. Wenn ich unterwegs bin, brauche ich mich nicht herauszuputzen. Jersey und andere Materialien, die nicht gebügelt werden müssen, sind dann ideal und haben ihren Ursprung in der Sportswear.

Sportswear mit etwas Klassischem, zum Beispiel einem Kamelhaarmantel, zu kombinieren, ist toll. Es ist simpel, aber schick.Was sollte man – abgesehen von den Schnitten und Texturen – bezüglich der Farbwahl beachten?

Ich habe mich sehr geschmeichelt gefühlt, als ich Ende letzten Jahres von der Financial Times gebeten wurde, einen Artikel darüber zu schreiben, wie man als moderner Mann Farbe trägt. Das hat mir wirklich Spass gemacht, denn ich schreibe nicht sehr oft über mich, meine Garderobe und Mode. Aber es war eine Chance für mich, darüber nachzudenken, wie ich es handhabe.

«Farbe ist für mich eine sehr wichtige Ausdrucksform. Ich habe gelernt, Dinge zu tragen, die meinem Hautton und meiner Augenfarbe schmeicheln. Das können sanfte Farbtöne sein, aber auch bunte T-Shirts, die unter dem Mantel oder unter etwas Formellem hervorleuchten. Oder ein schöner Schal. Solche Dinge können wirklich einen Unterschied machen und sind eine tolle Möglichkeit, ein wenig von der Simplizität, die in der Herrenmode gewöhnlich vorherrscht, wegzukommen.»

Bei der Auswahl von On-Kleidung ist es für mich wichtig, dass ich bei den Farben daran denke, wie ich meine eigene Garderobe ausspielen möchte. Wie zum Beispiel beim eben erwähnten Kamelhaarmantel. Da frage ich mich dann, wie sich darunter ein toller Hoodie oder eine technische Hose kombinieren lässt.

Bei den Schuhen gibt es grossartige Farben, die mit Kontrasten spielen, aber auch solche in Pastellfarben oder Tönen, die man in der Männermode üblicherweise nicht findet. Es macht viel Spass, damit zu spielen.

Welche Rolle spielt Sportswear deiner Einschätzung nach aktuell bei Shows und in Kollektionen?

Dion Lee ist ein gutes Beispiel. Bei seiner letzten Show an der Fashion Week hat er mit einem australischen Hersteller zusammengearbeitet und die Technologie echter Neoprenanzüge in seine Kreationen integriert. Er beherrscht es perfekt, ergonomische Pieces zu designen, die einen direkten Bezug zum Körper und damit auch zur Bewegung haben. Das ist total spannend.

In welche Richtung wird sich Sportswear als nächstes entwickeln? Kannst du Vorhersagen für die kommenden Saisons machen?

Was wir im Moment auf dem Laufsteg sehen, ist ein extremer Zusammenprall und eine Vermischung von Sportswear und High Fashion. Die Haute Couture hat Sportswear gewissermassen so stark umarmt, dass es zuletzt eine regelrechte Flut an Modehäusern gab, die an Sportswear angelehnte Designs und Luxusvarianten produziert haben. Aber anders als Sportswear-Hersteller haben Luxusbrands nicht immer das technologische Know-how, um auch bei Funktionalität und mit technischen Features zu punkten. Deshalb wenden sich die Designerinnen und Designer an echte Sportswear-Anbieter und es entstehen Einzelteile oder Capsule Collections, die den technologischen Bedürfnissen gerecht werden.

Ich denke, dass uns die Frage, wie diese beiden Welten miteinander verflechtet sind, noch eine ganze Weile umtreiben wird.

Dan Thawley
Dan Thawley

Wir haben gehört, dass du während der Pandemie wieder mit dem Laufen angefangen hast. Das freut uns natürlich! Kannst du uns etwas mehr dazu erzählen? Wie hast du es geschafft, das Laufen in deine tägliche Routine zu integrieren?

2018 bin ich im Rahmen eines Charity-Projekts den Mailand-Marathon gelaufen. Es war eine Stafette, also habe ich nur einen Viertel absolviert. Aber es war trotzdem eine interessante und lustige Herausforderung. Während der Pandemie habe ich dann wieder zum Laufsport zurückgefunden. Ich war mit einem Kollegen und einer Gruppe anderer jungen Leute in einem Haus im Südwesten Frankreichs. Einige von ihnen kannte ich, andere nicht. Wir waren an diesem wunderschönen Ort, aber während des ersten Monats hat sich unser Bewegungsradius auf einen Kilometer beschränkt. So kam es, dass wir uns Laufstrecken von insgesamt vier, fünf oder sechs Kilometer ausgedacht haben, auf denen wir uns aber dennoch nicht mehr als einen Kilometer vom Haus entfernten. 

Für mich ist Laufen eine grossartige Abwechslung. Ich kann nachdenken, Ideen entwickeln, brainstormen oder die Welt einfach einmal auf eine andere Art wahrnehmen. Das funktioniert zuhause, aber auch, wenn ich irgendwo unterwegs bin. Es ist eine geografische Verschiebung. Man entscheidet sich für einen bestimmten Weg und für etwas Bekanntes oder Unbekanntes.

Gibt es Kleidungsstücke, die du immer zum Laufen anziehst?

Obwohl ich eigentlich ein Shorts-Fan bin, habe ich herausgefunden, dass es Trainingshosen gibt, in denen ich mich beim Laufen wirklich wohl fühle. Es ist interessant zu sehen, wie sich die Belüftung entwickelt hat und wie beweglich und flexibel zum Beispiel die Storm Pants um die Gelenke herum ist. Ich finde Anoraks und leichte, langärmelige Hoodies cool. Oder die Active Jacket mit all ihrem Schnickschnack und der Kängurutasche. So bleiben meine Hände frei und es ist bequem.

Es ist wie bei der Musik. Ich mag es, wenn die Dinge zugänglich sind. Ich will nicht, dass mein Telefon an meinem Arm klebt...

Bevor wir zum Schluss kommen: Hast du 2023 neue Projekte geplant, von denen du uns erzählen kannst?

Im Moment arbeite ich an der nächsten Ausgabe von A Magazine Curated By, die Ende Mai erscheint. Das ist einer der Gründe, warum ich in Tokio war. Mit dem nächsten Kurator, der erst kurz vor der Publikation bekanntgegeben wird, entwickle ich derzeit das Magazin. Ausserdem habe ich gerade an einem spannenden Projekt mit den Archiven von Charlotte Perriand gearbeitet. Es sind wunderschöne Teppiche hinzugekommen, die sie in den siebziger Jahren gezeichnet hat und die nie produziert wurden. In diesem Zusammenhang konnte ich eine Designausstellung für die Paris Fashion Week im Januar kuratieren. Und im Laufe des Jahres werden wir diese auch andernorts zeigen. 

Ich arbeite zudem an einigen Objekten im Designbereich, die weniger mit dem Magazin zu tun haben, sondern mehr mit meiner eigenen Arbeit und mit Kunsthandwerker:innen und Freund:innen, mit denen ich kooperiere. Ich werde eine Kollektion von Haushaltswaren kuratieren, die noch vor dem Sommer erscheinen wird. Und ich hoffe, dass ich einige Orte, an denen ich noch nie war, entdecken darf. Ich würde dieses Jahr gerne nach Indien reisen. Und auch nach Island. Und vielleicht auch nach Georgien. Da gibt es einige Orte, von denen ich durch Bekannte schon gehört habe, aber an denen ich selbst aber noch nie war.

Hört sich an, als hättest du einige Abenteuer geplant! Vielen Dank, dass du sie mit uns geteilt hast. Ein Kleidungsstück, das du zuerst nicht gemocht hast, ohne das du heute aber nicht mehr leben könntest.

Ohh, Blue Jeans. Niemals hätte ich gedacht, dass ich als Indie-Rock-Kind, das in schwarzen Skinny Jeans aufgewachsen ist, jemals indigoblaue Levis tragen würde.

Ein Styling-Ratschlag, den man ignorieren sollte:

Dass Schwarz nicht zu Navy passt. Und auch, dass man Blau und Grün nicht kombinieren sollte. Das sehe ich nicht so.

Ein verborgenes Talent:

Ich kann einen Elvis-Song beim Karaoke singen.

Der beste Lauf:

Der Lauf, von dem du nicht gewusst hast, dass du ihn brauchst. Und den du am liebsten noch lange fortsetzen würdest.

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