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Sage Hurta-Klecker: «Es ist wichtig, die Messlatte hoch zu legen.»

Sage Hurta-Klecker weiss, wie es sich anfühlt, auf wirklich hohem Level zu laufen. Wir begleiten die OAC-Athletin in London auf ihrer Europatournee der Diamond Leagues.

Text von Laura Markwardt. Fotos von Jerry Sun.


Der 800m-Lauf ist weder ein Sprint noch ein Langstreckenlauf, und doch ist er beides. Um erfolgreich zu sein, braucht man das Tempo von Sprinter*innen, die Ausdauer von Meilenläufer*innen und das taktische Geschick von Schachmeister*innen. OAC-Athletin Sage Hurta-Klecker weiss, wie man die richtigen Züge macht.

«Ich hatte einfach schon immer mit dem Laufen zu tun», sagt die 26-jährige Sage. Ihre Mutter war Crossläuferin und Leichtathletin an der Cornell University, im selben Team wie ihr Vater. Der sportliche Alltag gehörte für Sage zum Aufwachsen in New York. Es verwundert also nicht, dass sie in die Fussstapfen ihrer Eltern trat. 

«Von klein auf wollte ich einfach nur herumlaufen und mein eigenes Ding machen: Ich war definitiv nicht für den Wettkampf gemacht. Ich dachte eigentlich, ich werde Schwimmerin. Als ich an den Punkt kam, an dem ich viel Zeit investieren musste, merkte ich: Das ist nichts für mich.

Während ihres Studiums an der University of Colorado glänzte Sage im Hürdenlauf, über 1‘500m und im Crosslauf [Sage ist vierfache NCAA All-American-Meisterin im Crosslauf]. Heute trainiert sie sechs Tage die Woche mit dem OAC und es wird schnell klar, dass sie keine Angst vor harter Arbeit hat: «Das ist mein Job und meine Karriere. Mir ist es heute wichtig, dass ich einen Plan für die nächsten Wochen habe.»

Sage geht es auch um den Wettkampf: «Meine schnellste Zeit über 800m lief ich letztes Jahr bei der Diamond League in Monaco [1:57:85]. Ich fühlte mich gut in Form, als ich auch in diesem Jahr in Polen eine schnelle Zeit gelaufen bin [1:58:09].»

Trotz ihres Erfolgs auf internationalem Parkett sieht sich Sage immer noch als Neuling: «Es ist schon komisch. Während meines Studiums bin ich diese Distanz [800 m] nicht so oft gelaufen. Ich fühle mich noch relativ unerfahren, nicht im Sport allgemein, aber auf diesem Niveau. Man muss ein paar Rennen hinter sich haben, um zu wissen, wann man pushen kann und wann man sich zurückhalten muss.»

Wie fühlt es sich an, 800m im Wettkampftempo zu laufen? «Du hast das Gefühl, dich mit hoher Geschwindigkeit zu bewegen, aber es ist nie super anstrengend. Du bist einfach entspannt und hast alles unter Kontrolle. Die ersten 200 oder 400 m bereiten dich natürlich auf die zweite Hälfte des Rennens vor, was die optimale Positionierung und das körperliche Gefühl betrifft. Es gibt viel auszubalancieren und alle laufen die beiden Runden ein wenig anders.»

«Du hast das Gefühl, dich mit hoher Geschwindigkeit zu bewegen, aber es ist nie super anstrengend. Du bist einfach entspannt und hast alles unter Kontrolle.


Diese «alle» sind der Rest des Feldes, und sie arbeiten genauso hart, um an die Spitze zu kommen. Der 800m-Lauf der Frauen ist hart umkämpft, und in den USA gibt es so viele Talente, dass es fast so schwer ist, in die Nationalmannschaft zu kommen, wie auf das Podest zu steigen. Hartnäckigkeit hält Sage auf Kurs: «Es gibt Momente, in denen ich an der Bahn ankomme und denke, dass ich mich nicht so gut fühle, aber dass ich trotzdem weiterkämpfen und alles aus dem Rennen herausholen werde.» 

Manchmal, wenn man es nicht zu den Meisterschaften schafft [Sage wurde in dieser Saison Vierte bei den US-Outdoor-Meisterschaften], öffnen sich andere Türen: zum Beispiel die Chance, in schnellen Rennen wie der Diamond League Bestzeiten zu jagen und zu sehen, was man wirklich drauf hat.

Das Startfeld ist voller starker Mittelstrecklerinnen. Sage fehlt es also nicht an Zeitgenossinnen, die wissen, was es braucht, um weiterzukommen: «Es ist wichtig, die Messlatte hoch zu legen. Natürlich möchte ich mit meinen Ergebnissen zufrieden sein. Aber zu sehen, wie weit der Horizont ist und dass es so viel mehr Potenzial gibt, inspiriert mich. Es ist viel einfacher, etwas zu erreichen, wenn es auch andere Frauen tun: Zu wissen, dass es möglich ist, 1:55 zu laufen oder so schnell wie du eben laufen willst.»

«Es ist viel einfacher, etwas zu erreichen, wenn es auch andere Frauen tun.»

Sage schöpft Kraft aus der Nervosität vor dem Rennen. «Es ist ein Trugschluss zu glauben, dass man die Einzige ist, die vor einem Rennen Zweifel hat», sagt sie. «Alle haben diese Ängste. Ich kann nicht für alle Disziplinen sprechen, aber ich habe das Gefühl, dass es bei der Elite genau diese Zweifel sind, die sie motivieren.»

Auch die Rennstrategie ist wichtig. Es gibt hervorragende 800m-Läufer*innen, die sich an die Spitze setzen und das Feld in ihrem eigenen Tempo zum Sieg führen. Andere können diese Position durch Sprints auf der Zielgeraden herausfordern. Könnte es bei den Frauen eine Überraschung geben?

«Wenn du an der Spitze läufst, bist du in einer verletzlichen Position. Du bekommst nicht mit, was hinter dir passiert. Wenn du aber weisst, wie andere Athlet*innen taktisch vorgehen, hast du eine Chance. Du fragst dich, ob du da mithalten kannst – so macht es Spass.»

Als OAC-Athletin geniesst Sage an ihrem bevorzugten Trainingsort in Boulder, Colorado, die unerschütterliche Unterstützung ihres Teams – sowohl auf, als auch neben der Strecke. «Viele von uns haben tolle Erfahrungen im College-Team gesammelt, und es ist wirklich hilfreich, diese Erfahrungen auf die Profiebene übertragen zu können. Wir arbeiten alle zusammen und freuen uns über die Erfolge der anderen.»

Ihr grösster Fan ist ihr OAC-Teamkollege, Langstreckenläufer, Olympiateilnehmer und Ehemann Joe Klecker: «Joe und ich haben grossen Respekt vor dem, was der andere tut. Ja, unsere Tage drehen sich um das Laufen, aber wir sprechen nicht ständig darüber. Ich setze in vielen Bereichen auf seine Meinung und seinen Rat. Ich kann mich auf Joe verlassen, wenn es um die Rennen und Abstimmungen während der Saison geht. Wir verstehen uns.»

«Ich kann mich auf Joe [Klecker] verlassen, wenn es um die Rennen und Abstimmungen während der Saison geht. Wir verstehen einander.»


Head Coach Dathan Ritzenhein steht an der Spitze des kollektiven Erfolgs des OAC. Um die Dynamik und das Potenzial des Teams auszuschöpfen, braucht es mehr als bloss einen einheitlichen Trainingsplan: «Ein Teil der Teamdynamik ist nicht greifbar. Es geht um mehr als das, was auf dem Papier steht», erklärt Sage. «Es geht um die Beziehung zum Trainer und darum, wie man miteinander umgeht. Die mentale Seite des Sports ist enorm wichtig und wird immer noch unterschätzt.» 

Seit diesem Sommer hat der OAC mit Kelsey Quinn eine neue Assistenztrainerin, die eine weitere weibliche Perspektive und Stimme ins Team bringt: «Kelsey ist super inspirierend», sagt Sage. «Sie hat zwei kleine Kinder und ist trotzdem voll dabei. Ich liebe diesen Spagat, Kinder zu haben und im Laufen erfolgreich zu sein. Ihre Ausdauer inspiriert mich. Ich finde es auch toll, wenn Sportlerinnen ihre Plattform nutzen, um eine Lücke für andere zu füllen – wie der Aktivismus von Allyson Felix – sie ist einfach ein Superstar. Ich liebe es, wenn Frauen tun, was sie wollen, und ihren eigenen Weg finden.»

«Ich finde es toll, wenn Sportlerinnen ihre Plattform nutzen, um eine Lücke für andere zu füllen.»

Welchen Weg geht Sage im Moment? «Ich muss einfach positiv denken und fröhlich bleiben. Als Profisportlerin braucht man viel mehr Pausen, als man denkt. Sie sind ein Teil des Jobs.»

In ihrer Freizeit liest Sage, schaut Serien und verbringt Zeit mit Joe und ihren Hunden: «Wir haben einen Cockapoo und einen Cavapoo, Tucker und Minnie – wir lieben sie. Im Moment sind sie bei meinen Eltern. Sie laufen weder weit noch schnell und sind ziemlich dickköpfig. Hinzu kommt, dass es in Colorado manchmal sehr heiss ist und sie ihre Körpertemperatur nicht regulieren können. Sage lächelt: «Sie halten uns auf der Überholspur.»

Auf diese Schuhe verlässt sich Sage

«Ich trainiere mit dem Cloudspike 1500m und laufe Rennen mit dem Cloudspike 10000m. Für längere Workouts setze ich auf den Cloudboom Echo. Im Alltag trage ich den Cloudmonster, den Cloudsurfer und den Cloudstratus.»