

Nach 24 Jahren Karriere und 103 Titeln könnte man meinen, Roger Federer wolle es im Ruhestand ruhig angehen lassen. Aber man wird nicht zu einem der Besten aller Zeiten, wenn man nur rumsitzt.
Text von Iain Fuller. Fotos von Nicolas Haeni und Simon Almers.
Ich hätte nicht erwartet, einen der berühmtesten Tennisspieler der Welt in einem kleinen Nebenraum im geschäftigen Herzen des On Labs zu treffen, umgeben von Prototypen, Stoffmustern und Schuhleisten. Doch dieser Ort ist für Roger Federer zu einer Art zweitem Zuhause geworden, seit der 20-fache Grand-Slam-Sieger 2019 bei On eingestiegen ist.
Nach mehr als zwei Jahrzehnten als Tennisprofi wäre es für Roger Federer leicht gewesen, sich zurückzulehnen und mit dem Erreichten zu begnügen. Doch das liegt nicht in seiner Natur. Statt sich in den Ruhestand zurückzuziehen, ist er zu einer treibenden Kraft für die Zukunft des Tennis geworden. Die sich ständig weiterentwickelnde Partnerschaft mit On ist ein Beweis für diese Ambition.
Doch wie kam es zu dieser potenziell sportprägenden Partnerschaft? Nun, im Gegensatz zu üblichen Beziehungen zwischen Marken und Sportler*innen begann diese nicht mit Sponsoring-Gesprächen: Federer war bereits mit On gesichtet worden. Stattdessen begann sie mit einem Abendessen mit den Gründern von On, bei dem schnell klar wurde, dass sie die gleichen Werte und die gleiche Leidenschaft für Innovation und Design teilen.
«Ich wollte einer Schweizer Marke helfen, etwas Cooles zu kreieren. Etwas anderes zu machen, etwas Sinnvolles zu schaffen.»
Der Rest ist, wie man so schön sagt, Geschichte.
«Die letzten fünf Jahre sind wie im Flug vergangen. Natürlich wollte ich für immer Tennis spielen. Das war schon als kleiner Junge mein Traum. Aber als dieser Abschnitt offiziell vorbei war, hatte ich mehr Zeit und konnte hier im Lab sein, arbeiten und mich austauschen. So habe ich gemerkt, wie wichtig meine Meinung für ein Produkt sein kann. Seitdem hatten wir viele schöne Momente – viel Spass – und ich komme gerne hierher.»
Wie sein Spiel auf dem Platz schien auch der Übergang vom Spieler zum Gestalter für Roger Federer natürlich und fliessend zu verlaufen. «Die ersten sechs Monate [der Arbeit mit On] waren am Ende meiner Karriere. Aber danach, sogar durch COVID, konnten wir an vielen coolen Projekten arbeiten. Wir haben grossartige Arbeit geleistet, die im THE ROGER Pro gipfelte. Den Schuh stellten wir gerade rechtzeitig für mein Comeback nach meiner Verletzung in Doha [im Mai 2021] fertig.»
Dieser erste Schuh wurde, wie sein Co-Designer, schnell zur Ikone. Doch welchen Platz nimmt er in Federers beeindruckender Erfolgsbilanz ein? «Es war eine echte Lernkurve. Nachdem ich in den letzten 25 Jahren so viele Matches gespielt und so hart trainiert hatte, war es eine grosse Freude, all das in einem Schuh zu vereinen. Ich habe es wirklich genossen.»
Nach einem Leben auf dem Tennisplatz scheint es nur natürlich, dass Roger Federer eine klare Vorstellung davon hatte, wie ein Tennisschuh aussehen und sich anfühlen sollte. «Du willst, dass er bequem ist – du trägst ihn stundenlang, manchmal bei 40 Grad Hitze. Aber ich wollte auch, dass er etwas ist, das du auf der Strasse tragen kannst. Das war mir wichtig.»
Wie bei allen guten Dingen dauerte es eine Weile, bis der Schuh perfekt war. «Ich erinnere mich an die erste Anprobe in Australien: Wir waren nicht zufrieden. Er war nicht annähernd da, wo wir ihn haben wollten. Es war fast eine Katastrophe. Aber die zweite Version... da war er schon so viel besser.»
«Natürlich wollte ich sichergehen, dass der Schuh sicher und gut [zum Spielen] ist. Aber gleichzeitig war On neu im Tennis. Die Erfahrung kam aus dem Laufen. Den finalen Schuh zu entwickeln – die Innovation, das Design, alles – war also eine grosse Leistung.»
Das war nur der erste Schritt von Federer, On mit Tennis-DNA auszustatten. Seitdem setzt er diese Arbeit zusammen mit dem Team der On Labs fort.
«Bei Tennisschuhen bestand immer die Gefahr, dass wir in einer sehr ähnlichen Situation enden [wie die Bestehenden], verstehst du? Aber ich denke, wir haben einen Raum für Innovation gefunden.»
Nach all den Jahren, in denen er vorwiegend als Einzelkämpfer aktiv war, hat Rogers Vorliebe für Herausforderungen und Innovation den Wunsch entfacht, mit anderen zusammenzuarbeiten. «Zusammenarbeit ist der Schlüssel, um etwas Besonderes zu schaffen. Ich komme sehr gerne zum Team, um mit ihnen zu sprechen, meine Sichtweise einzubringen und ihnen zuzuhören – ich habe das Gefühl, dass ich eine Liebe, eine Leidenschaft für den Tennissport wecken konnte. Und indem ich einen grossen Teil der Tests mache, kann ich für eine kurze Zeit auch wieder in die Tenniswelt eintauchen.»
Dieser Ansatz der kontinuierlichen Evolution statt Revolution führte Federer und sein Team zur Entwicklung des THE ROGER Pro 2, der im Mai 2024 auf den Markt kommen wird. «Wir haben ihn mehr für das Gleiten, Rutschen und Greifen entwickelt, denn so bewegen sich die Spieler*innen heute. Mein Spielstil war eher sanft, aber die heutigen Spieler*innen sind viel aggressiver, und ich denke, es ist wichtig, das zu verstehen.»
Iga Świątek und Ben Shelton sind zwei der Profis, die über den Platz gleiten, rutschen und greifen. Was hält Roger Federer davon, dass seine Schuhe von dieser neuen Generation von Sportler*innen getragen werden?
«Ich möchte die besten Spieler*innen in THE ROGER Schuhen sehen, deshalb gibt es mir einen richtigen Kick, wenn Iga oder Ben gut spielen und Turniere gewinnen. Aber ich finde es auch cool, andere Spieler*innen zu sehen, solche ohne Vertrag oder Verband, die den Schuh tragen.»
«Wenn ich unsere Athlet*innen in Wimbledon gewinnen sehen könnte, würde mich das sehr glücklich machen. Denn ich weiss, wie viel es allen Spieler*innen bedeutet, das grösste aller Turniere zu gewinnen. Ich bin mir sicher, dass wir in Zukunft mit weiteren Spieler*innen zusammenarbeiten werden. Ich habe das Gefühl, dass wir unsere Arbeit im Tennis verdoppeln werden. Aber wir werden das auf die On Art tun: Wir werden die Basis unterstützen, wir werden den menschlichen Geist durch Bewegung inspirieren. Und ich denke, das ist eine wirklich erfrischende Methode.»
Jede kleinste Community ist entscheidend für das Überleben einer Sportart. Angesichts der sozialen Medien und der Netflix-Serie Break Point, die eine neue Generation von Tennisfans anzieht, stellt sich die Frage, was Roger Federer über den Zustand des Sports denkt, der ihm so viel gegeben hat.
«Es ist wichtig, die Leute daran zu erinnern, dass es nicht nur um die Menschen auf dem Centre Court geht – die Superheld*innen in Weiss. Da draussen gibt es eine ganz andere Welt des Tennis. Und da haben wir alle angefangen. Also nehmt euch einen Moment, um dankbar zu sein, um etwas zurückzugeben und vergesst eure Wurzeln nicht – vergesst nicht, den Menschen zu danken, die das alles möglich gemacht haben. On leistet wirklich gute Arbeit, wenn es darum geht, neue Menschen, neue Communitys zu inspirieren, ebenfalls aktiv zu werden. Und das war mir immer sehr wichtig. Ich habe seit 20 Jahren meine eigene Stiftung, mit der wir versuchen, ähnliche Dinge zu tun.»
Diese beiden letzten Anmerkungen sind es, was Roger Federer ausmacht. Der Spieler, den viele für den Grössten aller Zeiten halten, war auf dem Platz ein wahrer Superheld. Aber er hat nie vergessen, was der Sport, den er liebt, ihm gegeben hat. Jetzt ist er entschlossen, anderen die Chance zu geben, dasselbe zu fühlen.
Roger Federer und On haben es sich zur Aufgabe gemacht, den Tennissport zu verändern. Entdecke jetzt die Neuheiten der THE ROGER Kollektion.