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Running In The Dark I Shanghai, China

Eine Organisation, die Vorurteile bekämpft, indem sie Barrieren für Läufer*innen mit Sehbehinderung beseitigt.

2010 begann Shiyin Cai damit, erlebnisorientierte Programme anzubieten, die von Menschen mit Sehbehinderungen geleitet werden – und erfüllte sich damit einen Traum. Dieser geht auf die Zeit zurück, als sie als Freiwillige in einer Blindenschule in Tibet gearbeitet hatte. Shyin erkannte rasch, dass die grösste Herausforderung für die Kinder «nicht das Blindsein selbst» war, sondern «die Diskriminierung durch die Gesellschaft». Mit diesem Wissen gründete sie in ihrer Heimatstadt Shanghai, China, das Sozialunternehmen Dialogue in the Dark. Durch die Tätigkeit als Global CEO des Unternehmens verstand Shiyin die diversen Bedürfnisse von Menschen mit Sehbehinderungen noch besser. Und sie kam zur Erkenntnis, dass der Zugang zu Sport und Bewegung ein entscheidender Faktor für ihre Gesundheit ist. Fünf Jahre später nahm die Idee von Running In The Dark Gestalt an. Das ist die Geschichte von Shiyin ...


Das erste Mal lief ich mit 38 Jahren. Ich wollte etwas für meine körperliche und geistige Gesundheit tun. Ich dachte damals, es sei enorm langweilig, so lange zu laufen. Doch heute ist es meine Meditation. Durch das Laufen habe ich so viele tolle Freund*innen gefunden. Sogar meinen Mann habe ich dadurch kennengelernt. Ich hätte nie gedacht, dass ich einmal einen Marathon laufen würde, doch nun hat unsere Gruppe schon an vielen internationalen Events teilgenommen.

Als einige meiner Kolleg*innen mit Sehbehinderungen von Dialogue in the Dark mich fragten, ob sie mich bei meinen Läufen begleiten dürfen, sagte ich zu. Ich habe gesehen, wie befreiend es für sie ist. Das Laufen ist eine gute Möglichkeit, seine Gesundheit zu verbessern, sowohl psychisch als auch physischFinanziell gesehen ist es vielleicht die zugänglichste Sportart, doch Menschen mit Sehbehinderungen brauchen Unterstützung dabei. Das ist eine zusätzliche Barriere, um Teil der Community zu werden. Nachdem ich mit meinen Mitarbeiter*innen an einem 5-Kilometer-Lauf in Chengdu teilgenommen hatte, wollte ich ein offenes Programm ins Leben rufen, um Menschen mit Sehbehinderungen zu unterstützen und ihnen regelmässige Läufe zu ermöglichen. Im März 2016 gründeten wir Running in the Dark. 

In China gibt es 70 Millionen Menschen mit Sehbehinderungen. In Shanghai sind es schätzungsweise 200.000. Etwa 60 von ihnen kommen regelmässig zu uns. Die meisten Menschen aus China mit Sehbehinderungen gehen nicht oft nach draussen. Bei unseren Recherchen haben wir herausgefunden, dass viele von ihnen noch nie gereist sind, noch nie ihre Stadt verlassen haben, noch nie mit dem Flugzeug oder dem Zug gefahren sind. Derzeit erreichen wir also nur einen kleinen Teil der Bevölkerung. Doch wir wollen mehr.

Unser grösstes Ziel ist es, mehr Menschen aus ihren Häusern zu bringen. Wir wollen dazu beitragen, dass unsere Gesellschaft integrativer wird, dass Stereotypen und Vorurteile abgebaut werden. Nur wer gesehen wird, kann auch anders gesehen werden. Wir wissen, dass Running in the Dark die gesellschaftliche Wahrnehmung von Menschen mit Sehbehinderungen verändert.Wir sind der Beweis dafür, dass sie in der Lage sind, ein erfülltes und aktives Leben zu führen.

Das Programm ist völlig kostenlos und funktioniert auf freiwilliger Basis. Wenn die Freiwilligen zum ersten Mal zu einem Lauf kommen, erhalten sie eine Ausbildung als Guides. Dazu gehört, dass sie selbst mit verbundenen Augen laufen und sich von anderen führen lassen. Das fördert die Empathie und zeigt ihnen, wie sie rücksichtsvoller miteinander umgehen können.

Wir sind auf unsere Freiwilligen angewiesen. Im Gegenzug profitieren sie sehr von der Zusammenarbeit mit unseren Läufer*innen. Das Ganze beruht mehr auf Gegenseitigkeit als auf einer einseitigen Beziehung. Da ist ein gewisses Gefühl der Erfüllung, wenn du jemandem assistierst, einen Lauf oder ein Rennen zu beenden. Wir haben inzwischen eine sehr konstante Gruppe von Freiwilligen, die schon lange dabei sind, darunter auch Familien.

Running In The Dark gibt es aktuell in 15 chinesischen Städten. Mein Mann, Yi Cheng, leitet das Programm. Die Leute kommen zu uns und sagen, dass sie in ihrer Stadt ein Laufprogramm starten wollen, und wir sponsern sie, damit sie die Ausrüstung bekommen und loslegen können. Unsere aktivsten Städte sind Shanghai, Peking, Chengdu, Nanjing und Hangzhou. Die meisten organisieren einmal pro Woche Läufe, andere – wie Peking – zweimal pro Woche. In Shanghai nehmen etwa 200 Personen an den wöchentlichen Läufen teil, darunter etwa 35 Menschen mit Sehbehinderungen und 25 Menschen mit Hörbehinderungen. Der Rest sind Freiwillige. Die Altersspanne der Läufer*innen reicht von dreijährigen Kindern bis zu über 70-Jährigen.

Running in the Dark kann ein Leben von Grund auf verändern. Viele unserer Mitglieder sind Senior*innen und machten erst in ihren 50ern oder 60ern erste Erfahrungen mit Behinderungen. Es ist schwierig für sie. Viele haben noch nie Sport getrieben, bevor sie zu uns kamen. Wir sehen, wie sich ihre Gesundheit, ihr Körper und ihre Mentalität verändern. Sie entwickeln Selbstvertrauen. Wir haben mehrere 70-Jährige, die Halbmarathons laufen, und einen 65-Jährigen, der einen ganzen Marathon gelaufen ist. Ein Läufer, den wir 2017 nach Boston gebracht haben, war der erste vollständig blinde Mensch, der den Marathon absolviert hat.

Wenn wir mit unseren Läufer*innen an Marathons teilnehmen, versuchen wir, lokale Guides zu finden, die uns helfen. Es ist körperlich anstrengend, blinde Läufer*innen zu führen, und wir brauchen drei bis vier Guides pro Läufer*in, einschliesslich Backups. Unsere Läufer*innen waren schon in Boston, Chicago und Berlin am Start.

On hat uns dabei unterstützt, an Laufevents teilzunehmen, und auch Laufschuhe für unsere Mitglieder gespendet. Die Leute kommen oft ohne Ausrüstung zu uns. Wenn sie lange Strecken laufen, brauchen sie gute Schuhe, sonst riskieren sie Verletzungen. Wir schätzen unsere Beziehung zu On sehr.

Der Erfolg einer Gesellschaft misst sich an der [Lebensqualität] der Benachteiligten. Es geht nicht um die [Lebensqualität] der Privilegierten. In China haben viele Menschen nicht die Möglichkeit, Sport zu treiben. Für mich ist das Laufen eine wunderbare Möglichkeit, Leben zu verändern. Deshalb liegt mir Running In The Dark so sehr am Herzen.

Durch die Right To Run-Partnerschaft erhält Running In The Dark die finanzielle Unterstützung und die Produkte, um noch mehr Menschen in China mit Sehbehinderungen regelmässige Läufe zu ermöglichen. Um mehr darüber zu erfahren, wie du dich engagieren kannst, besuche http://www.dialogueinthedark.com.cn/