

Trainerin Emily ist kein Morgenmensch. Trotzdem bringt sie ihre Kursteilnehmer*innen schon frühmorgens ins Schwitzen. Das sind ihre Tipps, wie man Morning Workouts zur Routine macht.
Text von Robert Birnbaum. Fotos von Maria Camila Ruiz Lora.
Während Berlin noch schläft, gibt ein wummernder Bass bereits den Ton in einem dunklen, neonbeleuchteten Studio irgendwo in Mitte an. Der Sonnenaufgang lässt noch auf sich warten, aber die verschwitzten Körper im Raum glühen bereits vor Energie. Coach und Motivatorin Emily Behler stimmt ihre Gruppe ein, um die Intensität weiter zu steigern. Sie kennt die Herausforderung, die ihre Kursteilnehmer*innen an diesem Morgen zu meistern hatten: früh aufstehen, das warme Bett verlassen und die schlaftrunkenen Körper ins Gym schleppen. Schliesslich hat sie selbst solche Kurse besucht, bevor ihre Karriere als Trainerin begann.
«Ich hab nach der Uni mit Spinning Kursen angefangen und es hat mich von Anfang an begeistert,» erinnert sich die US-Amerikanerin. «Die Kombination aus Musik, Dunkelheit und der Stimmung im Raum hat mich um den Finger gewickelt. Und ich nahm so oft an den Kursen teil, dass mich das Team irgendwann gefragt hat, ob ich nicht Trainerin werden will.» Nachdem sie in den USA in der Immobilienbranche und in China als Kindergärtnerin tätig war, hat Emily ein neues Zuhause in Berlin gefunden. Als Coach für Indoor Cycling, Krafttraining, HIIT und Barre bringt sie ihre Kursteilnehmer*innen oft auch schon frühmorgens ins Schwitzen.
«Ich mach gerne morgens Sport. Und das, obwohl ich absolut kein Morgenmensch bin. Ich hab immer gedacht, dass die Leute abends mehr Energie haben als am Morgen – aber ganz im Gegenteil. Oft sind sie abends geschafft vom Tag und haben kaum noch Reserven fürs Training. Morgens dauert es vielleicht zehn Minuten, bis man richtig wach ist, aber dann spüre ich eine viel lebhaftere Energie und eine positivere Einstellung in meinen Kursen.»
Willensstärke ist natürlich hilfreich, um freiwillig das warme Bett gegen ein hartes Workout einzutauschen. Aber Emily weiss, wie man es sich einfach(er) macht und somit Morning Workouts vom Schock zur Routine werden lässt.
«Ich habe gelesen, dass man sein Umfeld ändern muss, wenn man seine Gewohnheiten ändern will. Es kann etwas total Simples sein, wie sein Handy ins nächste Zimmer zu legen. Ich hab nur so einen kleinen Analogwecker auf meinem Nachttisch und fünf Minuten später klingelt mein Handywecker im anderen Zimmer. So kann ich gar nicht im Bett bleiben.
Meine Tasche packe ich abends und stell meine Sportschuhe schon vor die Tür. Es ist schwer, morgens die nötige Motivation zu finden. Aber ich hab gelernt, dass ich es mir deutlich einfacher mache, wenn ich mich am Vorabend kurz vorbereite. Wenn man sein Umfeld in kleinen Schritten verändert, werden die Gewohnheiten folgen.»
Doch nicht nur die Ausrüstung will vorbereitet werden, auch der Körper. Schliesslich lag man bis zum Aufstehen (idealerweise) sieben bis acht Stunden im Bett. Ob man um sieben Uhr morgens schon in der HIIT Class schwitzt oder sein Workout auf den Abend legt – ein kleines Stretching nach dem Aufstehen ist Gold wert. «Ich sag immer, dass man sich morgens kurz bewegen, kurz dehnen soll. Dann ist der Körper wach und vor allem bereit für ein Workout.»
«Ein weiterer Grund, warum ich Trainings am Morgen liebe: Ich hab abends genug Zeit zum Abschalten – für Kopf und Körper. So bin ich entspannt UND hab genug Zeit, mich auf den nächsten Tag vorzubereiten.»
Wer schon mal im Teamsport aktiv war, kennt die Flut an Nachrichten vom Team, wenn man ein Training ausgesetzt hat. Und das Gefühl, dass sich ein Team auf alle Spieler*innen verlassen können muss. Genau dieses Gefühl bringt uns ins Training, auch wenn das Wetter nicht mitspielt oder die Energiereserven nach der Arbeit historisch niedrig sind. Emily erklärt, wie man sich dieses Verantwortungsgefühl auch beim Einzelsport zunutze machen kann.
«Such dir eine Run Crew, bestimmte Events, eine Community – es muss keine einzelne Person sein. Erzähl Leuten von deinen Zielen, dass du morgen früh wieder am gleichen Kurs teilnimmst. Indem du es aussprichst, ziehst du dich selbst in die Verantwortung. Und das ist nichts Schlechtes, sondern bildet den Rückhalt, den du brauchst. Die Anderen erwarten nicht nur, dass du ins Training kommst. Sie erleben deinen Fortschritt und feiern deine Erfolge mit dir.
Gerade gestern hatte ich mich zu einem morgendlichen Gruppenlauf angemeldet. Ich wär da bestimmt nicht hingegangen, wenn ich nicht gewusst hätte, dass 20 andere Leute auch kommen. Es hat geregnet und ich bin eine echte Schönwetter-Läuferin. Mit dem Gedanken, dass der Lauf nicht abgesagt wurde, konnte ich mich nur schwer anfreunden. Aber ich hab mich aufgerafft und am Ende hab ich mich wie Rocky Balboa beim Training im Regen gefühlt. Das war einfach stark!»
Die richtige Community ist also die Geheimzutat, die Morning Workouts zum perfekten Start in den Tag machen. Um diese Erkenntnis zu teilen, haben Barry’s Bootcamp und On «The Breakfast Club» ins Leben gerufen und eine Reihe Berliner Sportfreund*innen eingeladen. Auf dem Programm: ein intensives Workout mit Emily, dann ein Gruppenlauf zum Auspowern und anschliessend ein Frühstück bei lebhaften Beats. Von Anfang an gab die Gruppe alles – mit einer positiven Energie, die sich den ganzen Tag über noch zeigen sollte.
«Nach dem Workout spürt man immer einen coolen Vibe! Die Leute sprühen einfach vor Endorphinen. Sie haben ihr Workout und ihren Lauf hinter sich, freuen sich auf Kaffee und Donuts. Im Hintergrund spielt coole Musik, die Leute tanzen. Es ist ein Vibe. Es macht jedes mal so Spass!»
Verständlich, dass du es jetzt kaum abwarten kannst, deinen Tag mit einer kräftigen Dosis Bewegung in guter Gesellschaft zu starten. Über unseren Run Crew Finder findest du Gleichgesinnte in deiner Stadt. Wie die division:bpm Crew aus Berlin, die jeden Sonntagmorgen einen entspannten Lauf veranstaltet. Oder das «Run-n-Rave» Kollektiv, die zu morgendlichen Workouts im Park und einer anschliessenden Tanzrunde einladen. Hauptsache du beginnst deinen Tag in Bewegung.