

Right to Run kooperiert mit Up Sport!, einer französischen Non-Profit-Organisation, die Menschen durch Bewegung stärkt. Lies die Geschichte von Badia, die sich durch Up Sport! ein neues Leben aufgebaut hat.
Text von Karen Edwards. Fotos von Anne-Sophie Soudoplatoff.
Badia war 35 Jahre alt, als sie sich den Traum erfüllte, nach Paris zu ziehen.
Sie pendelte seit vielen Jahren zwischen ihrer Heimat Algerien und der französischen Hauptstadt, wo sie als Sales Managerin für ein grosses französisches Bauunternehmen arbeitete. In Paris hatte sie ihren Partner kennen und lieben gelernt. Nach fünf gemeinsamen Jahren zog Badia nach Frankreich, um ihre Beziehung zu festigen.
«Die Zwangskontrollen und die verbalen Übergriffe begannen kurz nach meiner Ankunft in Paris», erklärt Badia über eine Übersetzerin. «Das ging einige Wochen so. Dann, eines Tages, wurde es körperlich.»
«Ich hatte Angst. Er hat mir Angst eingejagt. Am Tag, nachdem ich geschlagen wurde, bin ich zur Polizei gegangen.»
Badia wurde an ein Tageszentrum verwiesen, das Frauen und Familien Rechtsbeistand, Beratung und Traumabehandlung anbietet. Das Centre d'Information sur Les Droits des Femmes et des Familles (CIDFF) half ihr, eine vorübergehende Unterkunft in einem Hotel zu finden. Badia musste ihr Leben neu aufbauen.
Im CIDFF lernte Badia andere Frauen kennen, die wie sie ihre Beziehungen wegen häuslicher Gewalt verlassen hatten. Bei einigen kam erschwerend hinzu, dass sie mit Kindern geflohen waren. Andere verfügten nicht über die notwendigen Papiere, um in Frankreich bleiben zu können. «Jede hatte ihre eigenen Herausforderungen. Jede hatte ihre eigene Geschichte – aber wir haben uns alle verstanden.»
Einige Monate später machten die Mitarbeiter*innen des Tageszentrums Badia auf das Programm Up Sport! für gefährdete Frauen aufmerksam. Die Gründerin von Up Sport!, Karine Roussier, hat als Ergänzung zu den Beratungs- und Behandlungsangeboten des CIDFF ein freiwilliges «Camp» eingerichtet. In diesem standen achtsame Aktivitäten wie Yoga und Fitness im Fokus. Die Aktivitäten fanden einzeln oder in Gruppen von bis zu zwölf Frauen statt.
«Ich begann mit Yoga, Fitness und Tanz, in der Hoffnung, das Vertrauen in meinen Körper wiederzugewinnen», erinnert sich Badia. Sie beschreibt, wie sie sich in ihrem Körper nicht mehr wohl fühlte: eine Folge des Traumas, die viele Opfer von häuslicher Gewalt erfahren.
«Die Tanz-Sessions mit vielen Choreografien haben mir geholfen, einen Weg zu finden, mich durch Bewegung auszudrücken», sagt sie.
Zwei Jahre lang nahm Badia an verschiedenen Aktivitäten von Up Sport! teil. Das Tanzen, Yoga und Fitness ergänzte sie mit Schwimmen, Volleyball und Basketball. Da einige der Sessions im Freien stattfanden, fühlte sich Badia langsam wieder wohl in der Öffentlichkeit.
«Besonders mochte ich das Tanzen und das Schwimmen», erinnert sie sich. «Wenn ich tanze, spüre ich einfach den Flow der Bewegung und fühle mich frei, ich selbst zu sein. Das Schwimmen liess mich alles um mich herum vergessen. Wenn ich ins Wasser ging, lebte ich nur in diesem Moment. Ich habe gelernt, dass Sport eine wunderbare Möglichkeit ist, psychisches und physisches Wohlbefinden miteinander zu verbinden.»
Die Veränderung in Badias Leben ging weit über den Sport hinaus.
«Ausserhalb des Studios und des Pools habe ich langsam mein Selbstvertrauen zurückgewonnen ... Durch die Up Sport! Community habe ich enge Freund*innen gefunden, die zu meinem Netzwerk geworden sind. Wir sprachen über das Erlebte und ich konnte einfach ich selbst sein. Ich musste meine Erfahrungen nicht verbergen. Ich wusste, dass ich nicht verurteilt werde. Sie haben mir geholfen, den Schmerz hinter mir zu lassen.»
«Es ist ein Ort der Sicherheit und Geborgenheit geworden. Ein Ort, an dem ich Freundschaften schliessen und eine Community finden konnte.»
Im Jahr 2023 erhielt Badia eine neue Stelle im Kundendienst eines Elektrizitätsunternehmens. Natürlich, sagt Badia, war Karine die erste Person, die sie über die gute Nachricht informierte.
«Karine hat mir bei meinem Lebenslauf geholfen, damit ich die Stelle bekomme. Das Up Sport! Team hat mich immer wieder ermutigt und motiviert. Sie haben mir geholfen, die Energie, die ich aus dem Sport schöpfe, auf meine beruflichen Ziele zu übertragen. Jetzt arbeite ich zwar sehr viel, aber es macht mir Spass.»
Ihr voller Terminkalender macht es Badia schwer, weiterhin so viele verschiedene Sportarten zu betreiben. Dennoch bleibt sie dem Team von Up Sport! treu. «Ich weiss, dass sie immer für mich da sein werden», sagt sie. «Sie haben die Tür für mich geöffnet und mir geholfen, aus einer schlechten Situation herauszukommen. Durch sie habe ich zum Sport gefunden und mein Leben hat sich sehr verbessert.»
Up Sport! ist eine Community-Organisation, die benachteiligte Menschen in Frankreich durch Sport stärkt. Right to Run unterstützt Up Sport! beim Ausbau ihrer Aktivitäten und Strukturen. Du möchtest mehr wissen? Weitere Informationen findest du bei Up Sport! und Right to Run.