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Frag den Experten: Marathon-Ernährung

Ben Samuels MSc, Performance Nutritionist bei Science in Sport, beantwortet die Fragen, die du schon immer zur Marathon-Ernährung stellen wolltest – von Training über den Wettkampf bis zur Erholung.

Wenn du einen Marathon meistern willst, brauchst du eine gute Vorbereitung. Und gute Vorbereitung braucht gute Ernährung. Wenn dann das Rennen selbst ansteht, können die falschen Entscheidungen in puncto Ernährung dich direkt gegen die gefürchtete Wand rennen lassen – oder noch schlimmer: Du landest auf der Toilette.  

Für deine Leistung beim Marathon ist die Ernährung ein wichtiges Puzzleteil. Darum haben einige der On Marathon-Läufer*innen die wichtigsten Fragen zu diesem Thema zusammengetragen. Ben Samuels, Performance Nutritionist bei Science in Sport, war so freundlich, sie für uns zu beantworten. 

Fragen & Antworten

Ernährung vor dem Marathon

Ben, was sind die wichtigsten Überlegungen für eine optimale Ernährung beim Marathontraining? 

«Die Hauptziele der Ernährung beim Marathontraining sind das Auftanken und die Regeneration. Es geht darum, die Gesundheit der Athlet*innen und die gewünschten Veränderungen in der Körperzusammensetzung zu unterstützen.» 

«In diesem Sinne sollte die Ernährung für jeden Tag innerhalb der Trainingswoche an die jeweiligen Anforderungen angepasst werden. Kurz gesagt: An Tagen mit höherem Trainingsumfang oder -intensität sollten mehr Kohlenhydrate aufgenommen werden, während an Erholungstagen oder Tagen mit geringerem Trainingsumfang weniger Kohlenhydraten aufgenommen werden sollten.» 

«Gleichzeitig sollte die Proteinzufuhr während des gesamten Trainingszyklus aufrechterhalten bleiben, um die Muskelregeneration und den Wiederaufbau zu unterstützen und um die mit dem Training verbundenen Anpassungen zu fördern.»

Wir haben gehört, dass es von Vorteil sein kann, morgens auf nüchternen Magen zu laufen. Was hältst du davon?

«Solche kohlenhydratarme Trainingseinheiten sind Grundbestandteil eines wöchentlichen Trainingsplans geworden und das aus gutem Grund.» 

«Diese Einheiten, die für einen konstanten oder einfacheren Trainingszustand konzipiert sind, fördern die Fettoxidation und können dadurch die gewünschten Veränderungen der Körperzusammensetzung erzielen. Zusätzlich kann diese Art des Trainings die Veränderung des Muskels unterstützen, was die Ausdauerleistung verbessern kann.»

Welche Nahrungsergänzungsmittel können für die Trainingsphase sinnvoll sein?

«Es ist wichtig zu sagen, dass die Nahrungsergänzung sehr individuell ist und wenn möglich, sollte zuerst Essen der Ansatz sein.»

«Nahrungsergänzungsmittel können dir helfen, die Leistungsanforderungen an das Trainings zu erfüllen. Insbesondere lohnt es sich, Produkte, die am Wettkampftag als Auftank-Optionen verwendet werden, bei längeren Läufen im Training auszuprobieren. Ausserdem kann ein Shake, der Kohlenhydrate und Proteine kombiniert, die Regeneration unterstützen.»

Okay, jetzt kommt der grosse Tag näher und näher. Was ist deine Empfehlung für diese Phase und die Tage unmittelbar vor dem Wettkampf?

«Die Tage vor einem Marathon sind zentral, um die Leistung zu steigern. Als Lebensmittel empfehlen sich in erster Linie leicht verdauliche Kohlenhydrate mit mässigem Proteingehalt und geringem Fettanteil. Die tägliche Kohlenhydratzufuhr sollte ein bis zwei Tage vor dem Marathon im Bereich von 10 bis 12 Gramm pro Kilo Körpergewicht liegen. Für Läufer*innen von 60 Kilogramm wären das 600 bis 720 Gramm Kohlenhydrate an den Tagen unmittelbar vor dem Rennen.»

«Kohlenhydrate können unterteilt werden in Hauptmahlzeiten (Pasta, Reis, Kartoffeln, Brot), Snacks (Geleebonbons, Energieriegel) und Flüssigkeiten (Sportgetränke). In dieser Phase sollten die Lebensmittel nach der Höhe ihres GI (glykämischer Index) ausgewählt werden, um die Speicherung von Muskelglykogen zu fördern. Ausserdem sollte die Nahrung faserarm sein, um die Wahrscheinlichkeit einer ungewünschten Toilettenpause während des Rennens zu verringern.»

«Die frühere Sporternährungsforschung hat angenommen, dass vor der Kohlenhydrataufnahme eine Depletions-Phase erforderlich ist. In jüngster Zeit hat sich jedoch die Erkenntnis durchgesetzt, dass eine solche nicht unbedingt nötig ist, bevor du mit der Kohlenhydrataufnahme beginnst.» 

Was sollte man vor einem Marathon trinken?

«Die Menge an Flüssigkeit, die man vor einem Marathon zu sich nimmt, variiert je nach Person. Das Ziel ist es, die Flüssigkeitszufuhr konstant zu halten und nicht zu überhydrieren. Die Auswahl umfasst Wasser, Säfte, Elektrolyte und kohlenhydrathaltige Elektrolyt-Sportgetränke. Sie alle decken den Flüssigkeits- und Energiebedarf auf unterschiedliche Weise.» 

Gibt es etwas, das man in der Woche vor dem Marathon vermeiden sollte?

„Man sollte alles vermeiden, was neu ist und stattdessen das essen, was der Körper kennt. In den letzten beiden Tagen vor dem Marathon sollten Fette und Ballaststoffe in der Ernährung minimiert werden, um die Speicherung von Kohlenhydraten im Muskel zu fördern, ohne sich überfüllt oder aufgebläht zu fühlen. Oh, und scharfes Essen in den Tagen vor dem Marathon ist auch eher nicht zu empfehlen!»

Wettkampftag

Wie können wir sicherstellen, dass unser Körper am grossen Tag voll aufgetankt und bereit zum Laufen ist?

«Kohlenhydrate sind der Schlüssel für einen erfolgreichen Marathonlauf. Deshalb sollte die Ernährung vor und während dem Rennen darauf ausgerichtet sein, die Kohlenhydrataufnahme zu maximieren.»

«Die Mahlzeiten vor dem Rennen sollten überwiegend aus Kohlenhydraten bestehen. Es sollten zwischen 1 und 4 Gramm Kohlenhydrate pro Kilo Körpergewicht sein – also 60 bis 240 Gramm Kohlenhydrate für einen Läufer von 60 Kilogramm. Und man sollte nur vor dem Wettkampf nur minimal Fette und Ballaststoffen frühstücken, um das Risiko von Magen-Darm-Problemen während des Marathons reduzieren.»

«Alle Nahrungsmittel, die man zu sich nimmt, sollten einen hohen GI aufweisen, um die Speicherung von Muskelglykogen zu erhöhen. Das heisst: Weissbrot, Getreide, Konfitüren oder Eingemachtes, weisse Bagels und so weiter. Fruchtsäfte und andere Sportgetränke wie Science in Sport Beta Fuel sorgen dafür, dass die Kohlenhydrataufnahme erhöht wird, ohne dass man übermässige Mengen an Nahrung zu sich nehmen muss.»

 Und wie sieht es mit der Flüssigkeitszufuhr kurz vor dem Rennen aus?

«2 bis 4 Stunden vor dem Marathon rechnet man mit einer Flüssigkeitszufuhr von 5 bis 10 Millilitern pro Kilo Körpergewicht. Es geht darum, gut hydriert zu bleiben, ohne zu viel zu trinken. Ein guter Indikator dafür, dass man gut hydriert ist, ist der Urin, der eine hellgelbe Farbe haben soll. Wenn man ausserdem ein wenig Salz zu den Getränken hinzufügt, kann man die Flüssigkeitsbindung erhöhen.»

Wie viel Energie wird während des Wettkampfs benötigt, um die Leistung aufrechtzuerhalten? 

«Die Energieleistung während eines Marathons erfordert eine Kohlenhydratzufuhr von 60 bis 90 Gramm pro Stunde. Diese kann man unterschiedlich aufnehmen – das hängt ganz von den persönlichen Vorlieben ab. Gels und Flüssigkeiten sind wohl die beste Wahl, um Magenbeschwerden zu minimieren – besonders dann, wenn sie isotonisch sind, wie zum Beispiel die Science in Sport GO Isotonic Energy Gels.» 

«Zusätzlich können Elektrolyte vor einer übermässigen Dehydrierung schützen, die sich negativ auf die Leistung auswirkt. Aber hier hängen die Mengen stark von den einzelnen Läufer*innen ab und auch von den Bedingungen.»

Kann Koffein die Marathonleistung steigern? Was sollte man diesbezüglich bedenken?  

«Bei Ausdauersportarten kann Koffein in den letzten Phasen die Leistungsfähigkeit verbessern. Wir empfehlen, Koffein in der zweiten Hälfe des Marathons einzunehmen, etwa 60 bis 90 Minuten vor dem voraussichtlichen Zieleinlauf, mit einer Dosis von mindestens 2 bis 3 Milligramm pro Kilo Körpergewicht (das entspricht 120 bis 180 Milligramm Koffein für Läufer*innen mit 60 Kilo Körpergewicht; eingenommen in einer Dosis).»

Nach dem Marathon

Wir haben es bis zur Ziellinie geschafft. Wie kann der Regenerationsprozess nach dem Marathon am besten unterstützt werden?

«Es gibt zwei wesentliche Nährstoffe für den Regenerationsprozess: Kohlenhydrate und Proteine. Kohlenhydrate werden benötigt, um entleerte Glykogenspeicher in Muskeln und Leber wieder aufzufüllen. Proteine wiederum unterstützen die Reparatur und den Wiederaufbau des Muskelgewebes.» 

«Die Regenerationsphase beginnt, sobald die Ziellinie überquert ist. Zum Beispiel mit spezifischen Produkten wie Science in Sport REGO Rapid Recovery, die eben diese beiden Nährstoffe kombinieren, um den Regenerationsprozess zu starten. In den kommenden Stunden sollte dann eine kohlenhydratbasierte Mahlzeit (Nudeln, Reis, Kartoffeln und so weiter) mit Eiweiss (Huhn, Fisch, Tofu) und Salaten oder Gemüse folgen.»

Wie wirken sich ein oder zwei Bierchen zur Belohnung auf den Körper aus (Frage für einen Freund)?

«Man sieht es häufig, dass im Zielbereich nach einem langen Rennen ein Bier getrunken wird. Leider ist es so, dass dieses Bier den Genesungsprozess negativ beeinflussen könnte. Der Alkoholkonsum kann die Glykogensynthese der Muskeln und die Proteinsynthese reduzieren – zwei Schlüsselkomponenten für die Regeneration nach dem Marathon. Deshalb wären ein oder zwei Bierchen nach dem Marathon nicht unbedingt das, was ich empfehlen würde. Es gibt zu diesem Zeitpunkt durchaus gescheitere Optionen. Aber ein Bier kann dann später am Abend genossen werden, um die Leistung zu feiern!»

Der Experte Ben Samuels MSc

Ben Samuels MSc ist Performance Nutritionist bei Science in Sport, einem der führenden Unternehmen für Sporternährung, das Sporternährungsprodukte für Profisportler*innen und Sportbegeisterte entwickelt, produziert und vertreibt. Selbst leidenschaftlicher Läufer über Halbmarathon- und Marathon-Distanzen, hilft Ben Spitzensportler*innen im Radsport, in der Leichtathletik und im Mannschaftssport, ihre Ziele zu erreichen – wenn er nicht gerade an seiner eigenen Performance arbeitet.

Tipps der Profis

Trainer-Tipp Andrew Kastor, Cheftrainer, Mammoth Track Club

«Bleibe während des Trainings und vor einem Rennen hydriert, indem du ständig ein Wasser mit dir herumträgst und den ganzen Tag über davon trinkst.»

Athleten-Tipp: Joe Stilin, Elite-Marathonläufer, On Zap Ausdauer

«Ich esse oft den ganzen Tag über und verzichte nie länger als zwei bis drei Stunden auf eine kleine Mahlzeit. 90 Minuten vor einer harten Trainingseinheit oder einem Rennen ist ein Toast mit Erdnussbutter und Honig mein Must-have.“

Athleten-Tipp: Joanna Thompson, Elite-Marathonläuferin, On Zap Ausdauer

«Während eines Marathons wechsle ich zwischen Energiegels mit Wasser und Wasser gemischt mit Elektrolyten ab. So tanke ich meine Muskeln auf und verhindere gleichzeitig Krämpfe und Dehydration.»

Relevante Referenzen

Burke, L. M., Hawley, J. A., Wong, S. H., & Jeukendrup, A. E. (2011). Carbohydrates for training and competition. Journal of sports sciences, 29(sup1), S17-S27.

Burke, L. M., Hawley, J. A., Jeukendrup, A., Morton, J. P., Stellingwerff, T., & Maughan, R. J. (2018). Toward a common understanding of diet–exercise strategies to manipulate fuel availability for training and competition preparation in endurance sport. International journal of sport nutrition and exercise metabolism, 28(5), 451-463.

Wee, S. L., Williams, C., Tsintzas, K., & Boobis, L. (2005). Ingestion of a high-glycemic index meal increases muscle glycogen storage at rest but augments its utilization during subsequent exercise. Journal of Applied Physiology, 99(2), 707-714.

Thomas, D. T., Erdman, K. A., & Burke, L. M. (2016). Position of the Academy of Nutrition and Dietetics, Dietitians of Canada, and the American College of Sports Medicine: nutrition and athletic performance. Journal of the Academy of Nutrition and Dietetics, 116(3), 501-528.

Talanian, J. L., & Spriet, L. L. (2016). Low and moderate doses of caffeine late in exercise improve performance in trained cyclists. Applied Physiology, Nutrition, and Metabolism, 41(8), 850-855.